Umwandlung und Verkauf von 9 bisherigen Sozialwohnungen
Eigentümer: Round Hill Capital
Das Haus
Das Berliner Mietshaus mit 9 Wohneinheiten wurde 2008 von der Firma Taekker gekauft und 2012 in Eigentumswohnungen umgewandelt. 2017 geht es in das Eigentum von Round Hill Capital über.
einzelnen Wohnungen zu sein.
Bis Ende 2018 sind die Wohnungen noch sozial gebunden; ab dann verlieren sie ihren Status als Sozialwohnung.
Prominente Besetzer 1981
Im Zuge einer Protestwelle gegen Leerstand und Abriss besetzten im Juli 1981 Prominente als Paten leerstehende Häuser in Berlin, auch am Chamissoplatz. In die Arndtstr. 14 zieht Helmut Gollwitzer: „Die Besetzer haben sich einen Raum für neue Lebensformen geschaffen, die sehr viel kollektiver als individualistisch sind, und dieser Raum muss ihnen erhalten bleiben.“, Helmut Gollwitzer, Berlin 22.07.1981
Aufgehübscht zum Verkauf
Ab Juni 2017 wurde die Fassade mit neuem Anstrich versehen, ebenso die im Jahr 2000 eingebauten Isolierglasfenster; eine Aufarbeitung der Bauteile fand nicht statt. Im Januar 2018 erhielt auch das Treppenhaus einen neuen Anstrich, und die Treppen wurden mit Sisal ausgelegt.
Die Wohnung eines älteren Mieters wurde im Auftrag der Hausverwaltung 2017 neu gestrichen, erhielt einen auf die alte Dielung geklebten Teppichfußboden und einen Kabelanschluss. Es erfolgten keinerlei Modernisierungsmaßnahmen in Küche, Bad und an der sonstigen technischen Infrastruktur. Für die Zeit der Renovierungsmaßnahmen musste der Mieter drei Monate ausziehen; er besorgte sich selbst eine Ausweichwohnung. Die Geruchsbelästigung durch den Teppichbodenkleber war in der Folge so stark, dass der Mieter diesen aufwändig abschleifen und auf eigene Kosten Holzlaminat verlegen ließ.
Verkaufsversuche bis zur Schmerzgrenze
Anfang Januar 2018 wird von der Maklerfirma eine leere, renovierungsbedürftige Wohnung mit 67 m² für 375.000 €, d.h. knappe 5.600 € pro qm angeboten. Schon kurz danach wird die Anzeige zurückgezogen. Laut Maklerin soll die Wohnung aufgrund der steigenden Nachfrage später nochmal zu einem höheren Preis angeboten werden.
Der Plan scheint nicht aufgegangen zu sein: Derzeit finden sich zwei Wohnungen im Angebot: eine vermietete Zweizimmerwohnung mit 64 qm für 259. 000 € (gute 4.000 Euro/qm) und – wesentlich teurer (knapp 5.400 Euro/qm) – die leerstehende, renovierte Dachgeschosswohnung mit 119 qm für 639.000 Euro.
Leerstand, Kurzzeitvermietungen und jede Menge Kaufinteressent*innen
Diese Dachgeschosswohnung steht ebenso wie eine andere Wohnung seit Monaten leer. Seit mehreren Jahren wurden für die beiden immer wieder nur zeitlich auf maximal zwei Jahre befristete Mietverträge abgeschlossen.
Mieterinnen und Mieter werden zudem von häufigen Besichtigungen durch Kaufinteressent*innen behelligt, die durch die bewohnten Wohnungen ziehen.
Die Mieter
Die meisten der Mieter*innen wohnen schon seit mehr als einem Jahrzehnt im Haus, darunter auch einige ältere. Der Wirbel um den Verkauf der einzelnen Wohnungen verunsichert viele und lässt sie um ihr Zuhause bangen. Gemeinsam schalteten sie den Mieterverein, das Bezirksamt und Abgeordnete ein. Ein bisschen hilft ihnen die Zusicherung von dort, dass sie 10 Jahre Kündigungsschutz nach dem Verkauf ihrer Wohnung haben. Aber die Beunruhigung bleibt: Wer weiß, ob und welchen Druck die neuen Eigentümer*innen ausüben. Mieterhöhungen? Baumaßnahmen? Und auch ihr Vorkaufsrecht hilft da nichts. Wer von ihnen soll sich das leisten können? Und eine derart hohe Verschuldung kommt für keine*n in Frage, schon gar nicht bei Quadratmeterpreisen von über 4.000 Euro. An ihren Nerven zerrt zusätzlich, wenn Fremde auf Besichtigungstour durch die Wohnung streifen und ihr Zuhause unter die Lupe nehmen.
Am 2.3.1981 besetzte ich mit Gleichgesinnten die leerstehenden Wohnungen in dem teilweise entmieteten Haus Arndtstr. 14; dieses Haus gehörte damals eine privaten Investorengruppe, die das Haus luxussanieren wollte. Nach zähen Verhandlungen kam es im Juli/August 1982 zu einer Legalisierung und durch die gute Zusammenarbeit mit den verbliebenen Mietern, dem Bezirksamt, Mieterrat, Besetzerrat etc. konnte eine Luxussanierung verhindert werden, was die Miethöhe nach der Sanierung doch bedeutend minderte.
Wir konnten damals unsere eigene Wohnungsnot beheben und horrend steigende Mieten für alle verhindern. Zusammen mit anderen Besetzern und der Mieterbewegung hatte dies auch Mietpreisdämpfende Wirkung für ganz Westberlin.
Bedauerlicherweise hate kein Berliner Senat seit 1990 dem entfesselten Neoliberalismus etwas entgegenzusetzen.
Ein paar Zahlen aus dem Gedächtnis:
der damalige Eigentümer (1981ff) kaufte diese Grundstück (damals mit Hinterhaus) für ca. 300000 DM, die Sanierung kostete 1982/1983 ca. 2 Mio DM; die Gesamtwohnfläche ist ca. 750 m². Isolierglasfenster nach hinten erhielt das Haus auch schon bei der Sanierung 1982/83. Neuanstrich der Fassade oder des Treppenhauses sind also Renovierungen und keine meitwirksamen Sanierungen.
Aus der Nutzungsdauer (35 Jahre) und den o.a. gen. 2,3 Mio DM Investitionskosten ergbt sich also eine derzeitige Kostenmiete von ca. 8 DM/m² kalt; das wären dann ca. 4 €/m²Monat kalt. So preiswert könnte also der Wohnraum heute sein.
4000€ /m² für Eigentumswohnung entspräche bei einer 30jährigen Nutzungsdauer dann einer kalten Monatmiete 11 €/m²Monat – wobei zu bedenken ist, daß da Haus nicht frisch saniert ist und damit auf die Käufer kosten zukommen.
Aktuelle Zahlen zu den Kaltmieten liegen mit nicht vor dürfeten aber die o.a. Mieten von 4 € deutlichst übersteigen.
Ich hoffe, daß ich Euch mit den Betrachtungen etwas helfen konnte, auch wenn mir Zahlen zu den Mieteinnahmen die bisher seit der Fertigstellung der Sanierung 1983 erzielt wurden nicht zur Verfügung stehen. Für die Kostenmiete bei 15 Jahren Sozialbindng wurden damals ca. 8,50 DM angegeben. Die Einstiegsmiete lag bei ca. 4 DM, der Rest wurde als sozialer Wohnungsbau subventioniert.
Ich selbst wohne seit >20 Jahren hier in Brandenburg auf dem Lande
Gutes Gelingen die „Investoren“ zu bändigen
Ein alter Kommunekämpfer
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